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Zug, Umzug, Umzug…

Es ist vollbracht! Nach ewig langem Herumsuchen und Inserate durchforsten ist es uns tatsächlich gelungen, einen wirklich annehmbare, schöne, große Wohnung zu finden, die unseren Bedürfnissen entspricht.  Selbstverständlich hatte hier der Zufall seine Finger im Spiel, denn wir waren gleich die ersten, die das Objekt im Internet nach dessen Freischaltung angezeigt bekamen und haben uns mit der tollkühnen Verbissenheit eines Chihuahua darauf gestürzt. Mit Erfolg. Dass wir nun monatlich soviel Kohle für Miete abdrücken müssen, wie eine rumänische Kleinstadt in Summe in einem Jahr verdient, sei mal dahingestellt. Wer schön wohnen will, muss Geld auf den Tisch legen. So ist das nun mal.

Man stellt sich aber natürlich schon irgendwann die Frage, warum man eigentlich so viel fürs Wohnen bezahlen muss. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, fällt mir ein, dass wir eigentlich nie Miete zahlen mussten. Waaas, rufen jetzt einige bestimmt, wie kann denn das sein?! Lug und Trug! Mitnichten. Wer in einer Hausbesorger-Wohnung wohnt, bezahlt eben keine Miete. Zumindest war das in den frühen Achtzigerjahren noch so. Man musste also nicht nur nichts für die Unterkunft bezahlen, sondern bekam vom Hauseigentümer auch noch ein kleines Gehalt, damit man sich um das Haus kümmerte. Stiegenhaus fegen, aufwaschen, Fenster putzen, Glühbirnen wechseln… so Zeug eben.

Natürlich war es klar, dass ich in keine Hausmeister-Wohnung ziehen würde. Davon abgesehen, dass ich weder Zeit, noch Lust habe, mich um die damit verbundenen Arbeiten zu kümmern, gibt es diese Art von Behausung scheinbar kaum noch. Der Posten des Hausbesorgers ist, so scheint es, in den letzten Jahren sang- und klanglos verschwunden. Stattdessen begegnen einem einmal in der Woche fremde, in gebrandete Overalls gekleidete, Herren, die mit eisernem Gesicht das Stiegenhaus säubern, ihren Kram danach in einen Kleintransporter schaffen und sich aus dem Staub machen.

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann fallen mir zig Situationen ein, wo Nachbarn sich mit hausrelevanten Problemen an meine Eltern wandten. Diese kümmerten sich darum, alle waren glücklich und zufrieden. Es entstand so etwas wie eine Hausgemeinschaft. Man kannte und grüßte sich im Stiegenhaus. Wenn es darum ging, die Mietzins-Erlagscheine zu verteilen, kassierte ich auch schon mal die eine oder andere Fünf- oder gar Zehn-Schilling-Münze, damals ein fürstliches Trinkgeld! Alles in allem kann man sagen, dass die Hausbesorgertätigkeit es meinen Eltern ermöglichte, ihre Kinder zu ernähren und darüber hinaus Geld zu sparen, das sie in unsere Wohnung in der Türkei investierten. Verdammt coole Sache eigentlich.

Umso unverständlicher ist das alles für mich, wenn ich an die Hausbesorgerin unserer letzten Wohnung in der Neubaugasse denke. Eine ständig mies gelaunte, kettenrauchende, schimpfende, hässliche Person, die de facto nie im Haus anzutreffen war und die anfallenden Arbeiten von einem polnischen Hausarbeiter erledigen ließ, der scheinbar in ihrem Kabinett wohnte. Überhaupt war die gesamte Mieterschaft in diesem Haus für Arsch und Friedrich. Keiner hielt es für notwendig zu grüßen, das Haustor würde einem, wenn man mal beladen mit Einkaufssackerln daherwackelte, vor der Nase zugeschlagen und irgendwelche fettärschigen Weiber parkten ihre Scheiß-Karren immer so, dass das Weiterkommen durch den Hof zu einem wahren Orientierungslauf mutierte. Mit einem Wort: katastrophal! Dafür war jedoch die Hausverwaltung, mit der wir des Öfteren zu tun hatten, vom Feinsten. Erledigten alles prompt und man musste sich um nichts kümmern. Da nahm man Mitbewohner, die scheinbar keine Kinderschule genossen hatten, schon gerne mal in Kauf.

Nun sehen wir uns, nach unserem Umzug, mit dem Gegenteil konfrontiert. Die Wohnung ist super, die Lage großartig, die Bewohner der Anlage sind nett, zuvorkommend, höflich und hilfsbereit, die überforderte Dame jedoch, die sich bei der Hausverwaltung um unsere Belange kümmert, verursacht bei mir jetzt schon, dass alle Feitln in der Hosentasche aufgehen. Jedem Mist muss man nachlaufen, nichts kriegt sie gebacken. Und wenn man nachfragt, wird man auch noch angeschnauzt. Ich habe beschlossen, ihr bis Jahresende Zeit zu geben. Danach wird sie mich und meine berüchtigten Wutausbrüche kennenlernen, wenn sie nicht langsam in die Gänge kommt.

Es scheint also, dass immer irgendwo der Hund drin ist. Eine Mischung aus alter Hausverwaltung und neue Wohnung wäre toll, aber das spielt’s halt leider nicht. Unterm Strich sind wir einfach nur glücklich in einer so großen Wohnung zu hausen, dass wir uns manchmal eine halbe Stunde lang suchen müssen.

Okay, das war etwas übertrieben.

Wie auch immer, Neubau kann uns mal gehörig am Arsch lecken. Pötzleinsdorf/Währing wird uns noch kennenlernen!

Mein Input zur bevorstehenden Wahl…

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Ernsthaft. Ihr wollt die Entscheidung nicht irgendwelchen Mitbürgern überlassen, die, geblendet von Angst, Dummheit, Ignoranz, Hass oder einer Mischung aus allem, ihr Kreuz bei der Scheiß-FPÖ machen.

Es gibt keinen, ich wiederhole, keinen einzigen Grund, nicht wählen zu gehen. Jeder einzelne, der findet, dass es eh keinen Sinn hat, weil die Politiker alles lügende Arschgeigen sind und sich ja sowieso nichts ändern wird, bringt den Blauen einen Vorteil an Stimmen.

Wenn diese elendige Partei erst einmal einen Fuß in der Regierung hat, weil ja eh jeder dachte, das wird nicht passieren, ist der Aufschrei wieder groß und alle gehen wöchentlich demonstrieren und schimpfen.

Das muss nicht passieren. Handelt jetzt. Bei der kommenden Wahl. Bewegt euren Arsch, nutzt eure Stimme und wählt! Egal wen!

Nur nicht die FPÖ.

Danke.

Fünf Nationen in zwei Tagen

Da bin ich wieder. Meine Fresse, was für eine Ochsentour! Letzte Woche Donnerstag bin ich also in die Türkei, genauer gesagt, nach Istanbul, geflogen. Flug war okay. Durch diese dumme easyJet Sache traue ich Billig Airlines nicht mehr wirklich, aber Onur Airlines haben ihre Sache sehr ordentlich gemacht und mich fast auf die Minute genau abgeliefert. Chapeau!

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Von Istanbul war es dann ein wenig mühsam, nach Adapazari zu gelangen. Ich hab mir ein Taxi gegönnt, das mich zum Busbahnhof gebracht hat. Die Fischsandwiches, die ich mir ursprünglich bei der Galatabrücke im Zentrum reinknallen wollte, habe ich kurzerhand gestrichen. Hätte einfach zu viel Zeit gekostet. Dann ein Busticket gekauft, einen Toast gefuttert und einen Tee getrunken und darauf gewartet, dass es losgeht.

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Stunden später war ich dann endlich am Ziel, bei meinen Eltern und konnte schon mal beginnen, mich seelisch auf die Rückreise einzustellen. Davor noch einige Verwandte gesehen, viel gegessen und viel getrunken. Wie man das halt in der Türkei so macht.

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Samstag morgen dann das Auto beladen und auf ging’s! Dummerweise hatte ich nicht bedacht, dass gerade Opferfest, eines der beiden wichtigsten moslemischen Feiertage, stattfindet, die Fahrtzeit nach Istanbul betrug also aufgrund massiv hohem Verkehraufkommens locker das doppelte der üblichen Zeit. Dann auch noch fetten Stau erwischt. Eh klar. Scheißdreck.

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Irgendwann waren wir dann endlich imstande, den Bosporus zu passieren und Vollgas, das sind bei dem 99’er Opel Corsa meiner Eltern geschätzte 75 km/h, Richtung Kapikule, das ist der Grenzübergang in Edirne, zu düsen.

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Einmal an der Grenze, steht einem der größte Tritt in die Eier bevor: Bulgarien. Wer mich kennt, weiß, wie ich zu diesem Land stehe. Kurioserweise muss ich gestehen, dass unsere diesjährige Reise durch dieses Land keine besonderen Überraschungen für uns parat hielt. Ich hatte sogar den Eindruck, dass manche Passagen der Strecke erst kürzlich modernisiert worden sind, generell machte alles einen weitaus brauchbareren Eindruck, als dies letztes Jahr der Fall war. Es gab sogar Schilder! Und auch die Autobahn war in eindeutig besserem Zustand als das letzte mal. Verrückt!

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Sicherheitshalber hatte ich extra mein Navigationsgerät aus Wien mitgenommen. Kein Fehler, wie sich herausgestellt hatte. Denn selbst mit einem Navi ist es ein Leichtes, sich in diesem Land zu verfahren. Naja. Irgendwann erreichten wir dann endlich Serbien, das, bis auf Toiletten, die nicht funktionierten, kaum Nennenswertes zu bieten hatte.

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An der ungarischen Grenze angekommen, waren meine größten Befürchtungen, dass es aufgrund der ganzen Flüchtlings-Geschichte zu einem längeren Aufenthalt kommen könnte. Tatsächlich konnten wir die Grenzbeamten dann auch dabei beobachten, wie sie jedes passierende Fahrzeug gründlichst durchsuchten, ehe man weiterfahren durfte. Das Ganze dauerte in etwa eine Stunde, dann konnten wir endlich Richtung Österreich brausen.

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Und dann, nach knapp 30 Stunden Reisezeit, waren wir endlich daheim. Ziemlich müde, aber auch ziemlich glücklich, dass alles geklappt hat und wir unterwegs nicht aufgehalten wurden. Wer noch nie einen derartigen Roadtrip gemacht hat, dem sei gesagt: lass die Finger davon. Außer natürlich, man hat eine geile Karre, die einen auch in einem entsprechenden Tempo voranbringt. Mit 55PS unter der Haube und bis unters Dach mit lauter Zeugs beladen, macht das einfach keinen Spaß.

Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass meine Eltern (und ich) in einem Stück daheim angekommen sind. Die nächsten Tage werde ich dem einen oder andern ausgiebigen Schläfchen widmen, ehe es wieder zurück zur Tagesordnung geht.

Und nächstes Jahr… nun, was ich meinem Vater angedroht habe, sollte er nächstes Jahr erneut auf die dumme Idee kommen, selber mit dem Auto fahren zu wollen, werde ich hier posten, sofern es dazu kommt. Dürfte lustig werden. Hoffen wir, dass es sein lässt.

Einmal Türkei/Österreich bitte!

Nun ist es also wieder so weit. Ich fliege morgen nach Istanbul. Vom Flughafen fahre ich mit dem Taxi zur Galatabrücke und ballere mir zwei Fischsandwiches ins Gesicht. Dann nehme ich die nächste Fähre auf die asiatische Seite und springe in den nächsten Bus, der mich nach Adapazari bringt. Dort angekommen, nehme ich erneut einen Bus, der mich zur Wohnung meiner Eltern bringt. Wie ich mich kenne, könnte es aber auch ein Taxi werden, das ich mir gönne. Ist ja nicht so, als würden die weiß Gott wieviel kosten in der Türkei. Und dann.. naja, dann bin ich also in der Türkei.

Warum, ist die Frage? Ist dir fad? Besuchst du jemanden? Ist es ein Urlaub? Nein. Wie schon letztes Jahr, wurde mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil, meine Eltern, die jedes Jahr mit dem Auto für mehrere Monate in die Türkei fahren um den Sommer dort zu verbringen, mit ebendieser Karre zurück nach Wien zu kutschieren. Was? Warum mein Vater nicht selber fährt, wird da gefragt? Guter Punkt! Er hat grauen Star auf beiden Augen und ließ sich dieses Frühjahr nur auf dem einen operieren. Das andere, so meinte er, würde schon bis zum Herbst durchhalten.

Hat es nicht. Sichkraft genau 0%. Quasi blind. Und genau da komme ich ins Spiel.

Viele Menschen aus meinem Umfeld verstehen nicht, warum ich das mache. Sie können nicht nachvollziehen, warum ich mir diese Ochsentour antue. Hier nochmal eine kurze Auflistung der Städte, die ich auf der Strecke anpeile:

  1. Adapazari / Istanbul: 163km
  2. Istanbul / Edirne: 239km
  3. Edirne / Plovdiv: 172km
  4. Plovdiv / Sofia: 144km
  5. Sofia / Niš: 168km
  6. Niš / Belgrad: 238km
  7. Belgrad / Szeged: 220km
  8. Szeged / Budapest: 173km
  9. Budapest / Wien: 243km

Ergibt eine Gesamtstrecke von 1.660 km. Interessant dabei ist, dass Google Maps die Distanz von Adapazari direkt nach Wien mit 1.737km angibt. Da hat’s doch was. Was ist mit den restlichen 77km, ha? Ha?

Aber ich schweife ab. Morgen angekommen, bleibt mir ein Tag, Freitag, um alles zu erledigen, was für diese Reise erledigt werden muss. Samstag früh geht es dann los. Was, also, ist der Grund, dass ich meine Eltern heimfahre? Das ist eigentlich sehr schnell erklärt:

Weil sie meine Eltern sind.

Die Frage, ob ich das denn überhaupt machen muss oder kann oder will, stellt sich gar nicht erst. Ich bin ihr Sohn und der Teufel soll mich holen, wenn ich sie in so einer Situation sitzenlasse. Ja, man muss natürlich auch wissen, dass ich meinen Vater jedes Jahr anflehe, nicht mit dem Auto zu fahren, immerhin ist er nicht mehr der Jüngste. Geht ihm ziemlich am Arsch vorbei. Habe ich schon erwähnt, dass mein Vater Dinge einfach immer auf seine Art und Weise erledigt, egal, was andere davon halten?

Meine arme Mutter, die einen Flug bei weitem bevorzugen würde, fährt gezwungenermaßen mit, weil er, sollte sie sich weigern, sogar bereit wäre, alleine in die Türkei und retour zu fahren. Außer natürlich, er sieht nichts mehr auf einem Auge. Da geht dann natürlich nichts mehr. Da muss dann ich ran.

Macht mir das etwas aus? Scheiße, ja! Wer noch nie diese Distanz alleine in einem Auto zurücklegen musste, kann sich einfach nicht vorstellen, wie mühsam diese Scheiße ist. Das wäre es schon alleine, aber dann ist da ja auch noch Bulgarien, das durchquert werden muss. Wer sich dafür interessiert, was daran denn so schlimm sein soll, dem lege ich meinen Bulgarien Reisebericht von letztem Jahr ans Herz.

Aber letzten Endes geht es hier um Familie. Das, was ich für meine Eltern tue, würde ich für jeden anderen aus meiner Familie auch tun. Letzten Endes hat man nur eine Mutter und einen Vater. Außer, natürlich, man hat homosexuelle Eltern, dann sinds natürlich immer zwei. Nur so nebenbei.

Wie auch immer. Irgendwie freue ich mich auf diesen Roadtrip. Irgendwie könnte ich beim Gedanken daran kotzen. Hält sich ziemlich die Waage. Andererseits bedeutet das, wieder viel Zeit mit meinen Eltern verbringen und sich austauschen zu können. Passiert sowieso viel zu wenig und ich frage mich, wie viele Jahre ich dazu noch Gelegenheit haben werde. Beim Gedanken, irgendwann nicht mehr mit einem von beiden reden zu können, worüber auch immer, überfällt mich blankes Entsetzen. Auch bei dem Gedanken, dass es sich dabei um eine Tatsache handelt, die auf uns alle wartet.

Das Leben ist kurz. Warum sich wegen ein paar Kilometern oder wenig Schlaf aufregen, wenn man sich dafür irgendwann sagen kann „Egal, was ich sonst für Scheiße in meinem Leben gebaut habe… immerhin war ich ein halbwegs guter Sohn.“

Und das will ich sein. Nicht mehr, nicht weniger.

Ich bin meines Vaters Sohn.

Mein Dad stammt aus der Türkei. Ziemlich einzigartiger Typ, mittlerweile schon über 80 Jahre alt. Es gibt einige Dinge an ihm, die ich noch nie mochte. Einiges, das mich verwundert. Einiges, das ich ziemlich cool finde. Und dann gibt es Dinge, die ich schlicht und ergreifend nicht verstehe.

Als ich klein war, fand ich ihn ziemlich cool. Ich durfte tun und lassen, was ich will und dafür hielt er seine schützende Hand über mich, sodass mir keines meiner Geschwister ans Leder konnte, ohne Vergeltungsaktionen befürchten zu müssen. Mein Vater ist es auch, von dem ich mein Schandmaul habe. Doch, doch, ist wahr! Bereits als Kind beeindruckten mich seine Fäkalstürme, die er in unregelmäßigen Abständen von sich gab, zutiefst. Manchmal dauerten diese eine geschlagene Viertelstunde, ehe er wieder Luft holte. Die Frage, was ihn denn da so aufbrachte ist weniger relevant als die Tatsache, dass er es schaffte, in dieser Zeit keine einzige Beleidigung ein zweites mal auszusprechen. Sein Schimpwort-Arsenal war und ist ziemlich beeindruckend.

So kam es auch, dass eigentich nie wirklich Diskussionen bei uns daheim aufkamen, wie es in türkischen Familien, wenn Besuch da ist, so vorkommt. Die meisten wussten, dass gegen die geballte Argumentationskraft meines Vaters, notfalls auch unter Zuhilfenahme heftigster Kraftausdrücke, kein Kraut gewachsen war. Und diejenigen, die es dennoch versuchten, schlichen danach mit eingezogenem Schwanz von dannen und zogen es vor lange Zeit nicht aufzutauchen, wenn sie sich denn überhaupt jemals wieder bei uns blicken ließen.

Damals fand ich das echt verdammt klasse. Keiner machte meinen Dad dumm an.

Die Kehrseite dieser Medaille ist, dass der Freundes-/Bekanntenkreis meiner Eltern in den letzten 40 Jahren einen massiven Schwund aufweist. Letzten Endes kann nicht jeder mit dieser „My way or the highway“ Philosophie umgehen. Langjährige Freundschaften gingen auf diese Weise zu Bruch, was ich irgendwann zu bedauern begann, da ich einige dieser Bekannten eigentlich ganz gut leiden konnte. Aber sie hatten ihre Wahl getroffen. Damit waren sie für meinen Vater kein Thema mehr. Und wer sich einmal zur anderen Seite der Macht bekannte, für den gab es kein Zurück.

Das fand ich dann irgendwann ziemlich Scheiße.

Ich begann meinen Vater deswegen zu kritisieren. Weil er keine anderen Meinungen gelten lässt. Weil er nicht akzeptiert, dass freundschaftlicher Umgang nicht zwangsläufig bedeutet, dass man der gleichen Meinung sein muss. Er akzeptierte nicht, dass man sich darüber einig sein kann, sich uneinig zu sein. Die Tatsache, dass er letzten Endes keine Sekunde zögert, eine langjährige Bekanntschaft wegen eines nichtigen Grundes in die Wüste zu schicken, ließ mich einige Zeit lang verständnislos den Kopf schütteln.

Dann musste ich aber mal kurz überlegen. Und schlucken.

Keine Sekunde lang kam mir der Gedanke, dass ich ihm in all diesen Dingen so ähnlich sein könnte, dass es schon beinahe peinlich ist. Ich kritisiere Dinge an ihm, die ich selber haargenau auf die gleiche Art und Weise handhabe. Dir passt nicht, was ich sage? Dort ist die Tür. Plain and simple. Dass wir uns dabei vielleicht schon jahre- oder jahrzehntelang kennen, spielt für mich nicht die geringste Rolle. My way, or the highway.

Dass ich ihm so ähnlich bin, ohne dass mir das aufgefallen wäre, war echt eine Erkenntnis, die mich einige zeitlang ziemlich beschäftigt hat. Letzten Endes habe ich mich damit abgefunden, dass ich tatsächlich der Sohn meines Vaters bin. Nicht nur in dieser Hinsicht.

Wir werden älter und versuchen vieles anders als unsere Eltern zu machen. Mit dem Resultat, dass wir ihnen immer ähnlicher werden. Gebt euch also nicht der Hoffnung hin, dass ihr alles anders oder besser machen werdet.

Not. Going. To. Happen.

easyJet, my Ass!

Da schenkt man seiner Holden einen Rom Flug zum Geburtstag und was passiert beim Hinflug? Richtig. Verspätung. Nun, wir lassen uns das Wochenende nicht vermiesen, besorgen uns Drinks und machen uns eben am Gate die Birne weich, bis der Flug tatsächlich stattfindet. So weit, so gut.

Fast forward Rom. Viel erlebt, viel gegangen, viel gegessen, viel getrunken. Am Sonntag, den 13.9. finden wir uns erneut am Flughafen Fiumicino ein, um unseren Rückflug anzutreten. Das einzige Problem: erneut Verspätung! Dann wieder. Und wieder. Und nochmal. Bis sie den Flug um 23 Uhr schließlich canceln. Mit langen Gesichtern stornieren wir den angebotenen Rückflug am nächsten Tag, weil wir eher einen Latrinenboden mit den Zungen auflecken, als mit easyJet zurückzufliegen und beschließen, uns die Nacht am Flughafen um die Ohren zu schlagen. Letzten Endes landen wir im Hilton, ebenfalls am Flughafen, und knallen uns dort einfach in der Lobby auf eine Couch. Niemand nimmt von uns Notiz, wir sind allen egal.

Komplett erschlagen und unter schwerem Schlafentzug leidend fliegen wir am nächsten Morgen mit Airberlin nach Wien und sind froh, endlich wieder daheim zu sein.

Nun gibt es zwei Dinge, die mir seitdem durch die Birne gehen:

Numero 1:

easyJet weigert sich, den Rückflug zu vergüten. Sie meinen, ich hätte den Rückflug nicht storniert, sondern auf Dienstag, den 15.9. umgebucht. Macht ja auch total viel Sinn, nachdem wir uns einen Rückflug mit Airberlin gecheckt haben, den ursprünglichen Flug um 2 Tage zu verschieben. Als Entgegenkommen wurde mir eine Gutschrift für einen Rückflug aus Rom angeboten, sollte ich jemals wieder hinfliegen. Ähm.. nein, danke.

Davon abgesehen, weigert sich easyJet auch, die uns zustehende Vergütung von EUR 250,00 pro Ticket und Nase im Falle einer Flugannulierung zu bezahlen. Die Begründung: es handelte sich um „außergewöhnliche Umstände“. So wie ein Unwetter. Oder ein Erdbeben. Oder verfickte Aliens, die in Rom auf einen Café Latte vorbeischauen.

easyJet zahlt überhaupt nichts. Nun. Fuck’em! Wozu gibt es einen Rechtsschutz? Alles niedergeschrieben und an selbigen weitergeleitet. Sollen sich die mit diesen unfassbar stümperhaften, elendigen Arschlöchern einer Airline rumschlagen, die zu dumm oder unfähig sind, ihre Fluglogistik im Griff zu haben. Was ich damit sagen will ist:

Fliegt nicht mit easyJet! Die sind scheiße!

Aber wirklich beschäftigen tut mich

Numero 2:

Diese eine Nacht auf dem Flughafen und ohne Behausung hatte zur Folge, dass wir uns elendig fühlten. Müde, ausgelaugt, stinkend, mies drauf. Eine einzige Nacht. Am Montag darauf konnten wir wieder in unseren frisch bezogenen Bettchen schlafen und uns vorher noch ein paar Folgen House of Cards auf Netflix reinziehen.

Ich überlegte, wie es sich anfühlen muss, mehrere Tage unterwegs zu sein. Oder Wochen. Oder gar Monate. Mit Frau und Kind. Oder Kindern. In eine ungewisse Zukunft. Nur das Notwendigste bei sich zu haben und zu versuchen aus einem Land zu fliehen, wo sie dich umbringen werden nur um in einem fremden Land einzutreffen, wo dich keiner haben will. Auf einer Fähre zu versuchen nach Europa zu kommen und festzustellen, dass diese plötzlich untergeht. Eine Entscheidung treffen zu müssen, nämlich die, welches deiner beiden Kinder du im eiskalten Wasser loslässt um das andere zu retten. Nicht zu essen zu haben oder zu trinken. Komplett bei null angekommen zu sein.

Und plötzlich kam ich mir sehr klein vor. Und schämte mich. Ein gestrichener Flug. Boo-fuckin-Hoo! Eine Nacht am Flughafen. Wääähäääää!

Wir haben keinen blassen Schimmer, wie es sich anfühlt, alles zurückzulassen und um sein Leben zu rennen. Diese Menschen haben ein Recht auf unsere Hilfe und zwar für jede Sekunde, in der sie um ihre Leben fürchten mussten und müssen. Seit Wochen keine vernünftige Mahlzeit oder Unterkunft gehabt zu haben ist ein so unfassbar erschreckender Gedanke, dass wir uns damit nicht auseinandersetzen wollen. Und dann erreichen sie endlich ein Land, in dem sie sich sicher fühlen können und beschissene, hirnlose Halbaffen stehen mit Schilder da auf denen steht, dass sie nicht willkommen sind.

Wenn jemals jemand die Bezeichnung Hurenkind verdient hat, dann diese Typen. Ich wünsche ihnen allen, dass ihnen genau das widerfährt, was diese Menschen erdulden mussten. Und nebenbei wünsche ich ihnen auch noch Geschwüre auf ihren Arschlöchern.

Ich würde an dieser Stelle gerne sagen, dass die Menschheit einfach keinen Pfifferling wert ist, so wie ich es mir oft in der Vergangenheit gedacht habe. Aber das kann ich nicht. Das würde bedeuten, dass ich all die Menschen, die seit Wochen und Monaten mit anpacken und den ankommenden Flüchtlingen helfen, mit dieser blauen, debilen Brut in einen Topf werfe. Und das werde ich nicht.

Ich bin kein Buddhist, glaube aber ganz stark daran, dass Gutes im Leben zu einem zurückkommt. Genauso wie Schlechtes. Noch nie in meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich mir mehr gewünscht hätte, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Karma is a bitch, ihr rechten Arschlöcher! Ihr werdet schon sehen…

Und bitte…

Willkommen auf meinem Blog. Hat die Welt auf meinen geistigen Müll gewartet? Nein. Macht mir das etwas aus? Nein. Es tut sich so viel in meiner Birne, dass ich mir einfach mal das Recht nehme, darüber zu schreiben. Warum auch nicht? Bevor ich einem Seelenklempner mein sauer verdientes Geld in den Rachen stopfe, nutze ich die therapeutische Kraft des Schreibens, um wieder klar im Kopf zu werden. Oder es zumindest zu versuchen.

Was auch immer ich hier von mir gebe – nehmt es nicht allzu ernst und vor allem reduziert mich nicht darauf. Ja, ich neige zu Kraftausdrücken und mir ist keine Schublade zu tief. Warum? Weil ich kann!

Ich freue mich, wenn der eine oder andere irrtümlich auf meinem Blog landet und seine Gedanken zu meinen Gedanken hinterlässt.

Letzten Endes wird es nicht viel mehr sein als Worte, die wir auf dieser Welt zurücklassen…