Archiv für den Monat: September 2015

Fünf Nationen in zwei Tagen

Da bin ich wieder. Meine Fresse, was für eine Ochsentour! Letzte Woche Donnerstag bin ich also in die Türkei, genauer gesagt, nach Istanbul, geflogen. Flug war okay. Durch diese dumme easyJet Sache traue ich Billig Airlines nicht mehr wirklich, aber Onur Airlines haben ihre Sache sehr ordentlich gemacht und mich fast auf die Minute genau abgeliefert. Chapeau!

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Von Istanbul war es dann ein wenig mühsam, nach Adapazari zu gelangen. Ich hab mir ein Taxi gegönnt, das mich zum Busbahnhof gebracht hat. Die Fischsandwiches, die ich mir ursprünglich bei der Galatabrücke im Zentrum reinknallen wollte, habe ich kurzerhand gestrichen. Hätte einfach zu viel Zeit gekostet. Dann ein Busticket gekauft, einen Toast gefuttert und einen Tee getrunken und darauf gewartet, dass es losgeht.

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Stunden später war ich dann endlich am Ziel, bei meinen Eltern und konnte schon mal beginnen, mich seelisch auf die Rückreise einzustellen. Davor noch einige Verwandte gesehen, viel gegessen und viel getrunken. Wie man das halt in der Türkei so macht.

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Samstag morgen dann das Auto beladen und auf ging’s! Dummerweise hatte ich nicht bedacht, dass gerade Opferfest, eines der beiden wichtigsten moslemischen Feiertage, stattfindet, die Fahrtzeit nach Istanbul betrug also aufgrund massiv hohem Verkehraufkommens locker das doppelte der üblichen Zeit. Dann auch noch fetten Stau erwischt. Eh klar. Scheißdreck.

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Irgendwann waren wir dann endlich imstande, den Bosporus zu passieren und Vollgas, das sind bei dem 99’er Opel Corsa meiner Eltern geschätzte 75 km/h, Richtung Kapikule, das ist der Grenzübergang in Edirne, zu düsen.

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Einmal an der Grenze, steht einem der größte Tritt in die Eier bevor: Bulgarien. Wer mich kennt, weiß, wie ich zu diesem Land stehe. Kurioserweise muss ich gestehen, dass unsere diesjährige Reise durch dieses Land keine besonderen Überraschungen für uns parat hielt. Ich hatte sogar den Eindruck, dass manche Passagen der Strecke erst kürzlich modernisiert worden sind, generell machte alles einen weitaus brauchbareren Eindruck, als dies letztes Jahr der Fall war. Es gab sogar Schilder! Und auch die Autobahn war in eindeutig besserem Zustand als das letzte mal. Verrückt!

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Sicherheitshalber hatte ich extra mein Navigationsgerät aus Wien mitgenommen. Kein Fehler, wie sich herausgestellt hatte. Denn selbst mit einem Navi ist es ein Leichtes, sich in diesem Land zu verfahren. Naja. Irgendwann erreichten wir dann endlich Serbien, das, bis auf Toiletten, die nicht funktionierten, kaum Nennenswertes zu bieten hatte.

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An der ungarischen Grenze angekommen, waren meine größten Befürchtungen, dass es aufgrund der ganzen Flüchtlings-Geschichte zu einem längeren Aufenthalt kommen könnte. Tatsächlich konnten wir die Grenzbeamten dann auch dabei beobachten, wie sie jedes passierende Fahrzeug gründlichst durchsuchten, ehe man weiterfahren durfte. Das Ganze dauerte in etwa eine Stunde, dann konnten wir endlich Richtung Österreich brausen.

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Und dann, nach knapp 30 Stunden Reisezeit, waren wir endlich daheim. Ziemlich müde, aber auch ziemlich glücklich, dass alles geklappt hat und wir unterwegs nicht aufgehalten wurden. Wer noch nie einen derartigen Roadtrip gemacht hat, dem sei gesagt: lass die Finger davon. Außer natürlich, man hat eine geile Karre, die einen auch in einem entsprechenden Tempo voranbringt. Mit 55PS unter der Haube und bis unters Dach mit lauter Zeugs beladen, macht das einfach keinen Spaß.

Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass meine Eltern (und ich) in einem Stück daheim angekommen sind. Die nächsten Tage werde ich dem einen oder andern ausgiebigen Schläfchen widmen, ehe es wieder zurück zur Tagesordnung geht.

Und nächstes Jahr… nun, was ich meinem Vater angedroht habe, sollte er nächstes Jahr erneut auf die dumme Idee kommen, selber mit dem Auto fahren zu wollen, werde ich hier posten, sofern es dazu kommt. Dürfte lustig werden. Hoffen wir, dass es sein lässt.

Einmal Türkei/Österreich bitte!

Nun ist es also wieder so weit. Ich fliege morgen nach Istanbul. Vom Flughafen fahre ich mit dem Taxi zur Galatabrücke und ballere mir zwei Fischsandwiches ins Gesicht. Dann nehme ich die nächste Fähre auf die asiatische Seite und springe in den nächsten Bus, der mich nach Adapazari bringt. Dort angekommen, nehme ich erneut einen Bus, der mich zur Wohnung meiner Eltern bringt. Wie ich mich kenne, könnte es aber auch ein Taxi werden, das ich mir gönne. Ist ja nicht so, als würden die weiß Gott wieviel kosten in der Türkei. Und dann.. naja, dann bin ich also in der Türkei.

Warum, ist die Frage? Ist dir fad? Besuchst du jemanden? Ist es ein Urlaub? Nein. Wie schon letztes Jahr, wurde mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil, meine Eltern, die jedes Jahr mit dem Auto für mehrere Monate in die Türkei fahren um den Sommer dort zu verbringen, mit ebendieser Karre zurück nach Wien zu kutschieren. Was? Warum mein Vater nicht selber fährt, wird da gefragt? Guter Punkt! Er hat grauen Star auf beiden Augen und ließ sich dieses Frühjahr nur auf dem einen operieren. Das andere, so meinte er, würde schon bis zum Herbst durchhalten.

Hat es nicht. Sichkraft genau 0%. Quasi blind. Und genau da komme ich ins Spiel.

Viele Menschen aus meinem Umfeld verstehen nicht, warum ich das mache. Sie können nicht nachvollziehen, warum ich mir diese Ochsentour antue. Hier nochmal eine kurze Auflistung der Städte, die ich auf der Strecke anpeile:

  1. Adapazari / Istanbul: 163km
  2. Istanbul / Edirne: 239km
  3. Edirne / Plovdiv: 172km
  4. Plovdiv / Sofia: 144km
  5. Sofia / Niš: 168km
  6. Niš / Belgrad: 238km
  7. Belgrad / Szeged: 220km
  8. Szeged / Budapest: 173km
  9. Budapest / Wien: 243km

Ergibt eine Gesamtstrecke von 1.660 km. Interessant dabei ist, dass Google Maps die Distanz von Adapazari direkt nach Wien mit 1.737km angibt. Da hat’s doch was. Was ist mit den restlichen 77km, ha? Ha?

Aber ich schweife ab. Morgen angekommen, bleibt mir ein Tag, Freitag, um alles zu erledigen, was für diese Reise erledigt werden muss. Samstag früh geht es dann los. Was, also, ist der Grund, dass ich meine Eltern heimfahre? Das ist eigentlich sehr schnell erklärt:

Weil sie meine Eltern sind.

Die Frage, ob ich das denn überhaupt machen muss oder kann oder will, stellt sich gar nicht erst. Ich bin ihr Sohn und der Teufel soll mich holen, wenn ich sie in so einer Situation sitzenlasse. Ja, man muss natürlich auch wissen, dass ich meinen Vater jedes Jahr anflehe, nicht mit dem Auto zu fahren, immerhin ist er nicht mehr der Jüngste. Geht ihm ziemlich am Arsch vorbei. Habe ich schon erwähnt, dass mein Vater Dinge einfach immer auf seine Art und Weise erledigt, egal, was andere davon halten?

Meine arme Mutter, die einen Flug bei weitem bevorzugen würde, fährt gezwungenermaßen mit, weil er, sollte sie sich weigern, sogar bereit wäre, alleine in die Türkei und retour zu fahren. Außer natürlich, er sieht nichts mehr auf einem Auge. Da geht dann natürlich nichts mehr. Da muss dann ich ran.

Macht mir das etwas aus? Scheiße, ja! Wer noch nie diese Distanz alleine in einem Auto zurücklegen musste, kann sich einfach nicht vorstellen, wie mühsam diese Scheiße ist. Das wäre es schon alleine, aber dann ist da ja auch noch Bulgarien, das durchquert werden muss. Wer sich dafür interessiert, was daran denn so schlimm sein soll, dem lege ich meinen Bulgarien Reisebericht von letztem Jahr ans Herz.

Aber letzten Endes geht es hier um Familie. Das, was ich für meine Eltern tue, würde ich für jeden anderen aus meiner Familie auch tun. Letzten Endes hat man nur eine Mutter und einen Vater. Außer, natürlich, man hat homosexuelle Eltern, dann sinds natürlich immer zwei. Nur so nebenbei.

Wie auch immer. Irgendwie freue ich mich auf diesen Roadtrip. Irgendwie könnte ich beim Gedanken daran kotzen. Hält sich ziemlich die Waage. Andererseits bedeutet das, wieder viel Zeit mit meinen Eltern verbringen und sich austauschen zu können. Passiert sowieso viel zu wenig und ich frage mich, wie viele Jahre ich dazu noch Gelegenheit haben werde. Beim Gedanken, irgendwann nicht mehr mit einem von beiden reden zu können, worüber auch immer, überfällt mich blankes Entsetzen. Auch bei dem Gedanken, dass es sich dabei um eine Tatsache handelt, die auf uns alle wartet.

Das Leben ist kurz. Warum sich wegen ein paar Kilometern oder wenig Schlaf aufregen, wenn man sich dafür irgendwann sagen kann „Egal, was ich sonst für Scheiße in meinem Leben gebaut habe… immerhin war ich ein halbwegs guter Sohn.“

Und das will ich sein. Nicht mehr, nicht weniger.

Wie ich Cheeseburger mache

Gestern habe ich Cheeseburger für meine ältere Tochter gemacht. Sie hatte Geburtstag und ich, großartiger Dad, der ich bin, habe sie gefragt, was sie denn gerne essen würde.

Sie meinte, sie hätte gerne etwas Gutes.

Ich meinte, wir machen fucking Cheeserburger!

Ich bin keiner dieser Menschen, die behaupten, dass nur selbstgemachte Burger essbar wären. Ganz im Gegenteil, so labbrig diese McDonald’s Cheeseburger auch sein mögen, sie kosten nur einen Euro und wenn es mal wirklich schnell gehen muss, spricht überhaupt nichts dagegen, sich um 3 oder 4 Euro den Wanst mit dem Zeug vollzustopfen.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich einen guten, selbstgemachten Burger nicht zu schätzen wüsste. Rezepte und Philosophien, was einen perfekten Burger ausmacht, gibt es ja in Unmengen. Manche schwören darauf, ihr Faschiertes nur mit Salz und Pfeffer zu würzen, andere machen eine Religion aus der Suche nach dem richtigen Käse oder korrekten Zusammensetzung der Garnitur.

Ich persönlich sehe das alles nicht so eng. Kochen bedeutet, gelegentlich Kompromisse einzugehen. Hast du die eine oder andere Zutat nicht parat, dann überleg‘ dir eine Alternative. Und wenn das bedeutet, dass man etwas ganz weglässt, dann ist das eben so. Andersrum bin ich mir dann manchmal aber auch nicht zu schade, nochmal rauszugehen, wenn ich eine essentielle Zutat vergessen habe und die Supermärkte noch geöffnet haben. Wie auch immer man sich entscheidet: man muss mit dem Resultat leben.

Wie sieht also ein Burger aus, den ich zubereite?

Grundsätzlich bestehen Burger bei mir immer aus 3 Komponenten:

  1. Dem Burger
  2. Wedges
  3. Salat

Erst diese Zusammenstellung ergibt für mich ein komplettes Burgergericht. Andere sehen das aber möglicherweise anders. Aber beginnen wir mal mit den Nummern 2 und 3, ehe wir uns dem Burger widmen.

Wedges

Erdäpfel, am besten in Pommes oder Wedges Form, gehören zu einem Burger, wie Senf zur Frankfurter oder Preiselbeermarmelade zum Wiener Schnitzel. Irgendwann habe ich entschieden, dass es Wedges sein müssen. Der Vorteil liegt hierbei klar auf der Hand: man verwendet viel weniger Öl, als wenn man Pommes frittiert. Davon abgesehen, schiebt man das fertig präparierte Blech einfach ins vorgeheizte Backrohr und kann sich zwischenzeitlich anderen Themen widmen. Um also geile Wedges zuzubereiten

  1. nehme ich kleine, längliche Erdäpfel, wasche und trockne sie.
  2. Viertle ich sie der Länge nach und lege sie auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech.
  3. Träufle etwas Olivenöl drüber.
  4. Salze, pfeffere alles nach Gusto und schwenke die Chilimühle einige male drüber.
  5. Vermische alles mit den Händen und verteile alles auf dem Blech.

Damit wäre diese Thema erledigt.  Gardauer beträgt ungefähr 20 bis 30 Minuten, je nach Größe der Erdäpfel, bei einer Hitze von 200°C. Zeit genug, sich um den Rest zu kümmern.

Salat

Aaah! Salat! Der gesunde Anteil jeder Burger-Mahlzeit! Welche Art von Salat hier zubereitet werden sollte, spielt im Grunde keine Rolle. Ein gemischter Salt tut es genauso, wie ein grüner oder Gurkensalat. Es muss einfach nur eine weitere Gemüsequelle her, die als Puffer zwischen Burger (der ja auch noch ein wenig Gemüse beherbergt) und den Wedges fungiert. Meine Wahl gestern fiel hier auch Coleslaw.

Wikipedia verrät uns hier folgendes:

„Coleslaw (also known as Cole slaw) is a salad consisting primarily of finely-shredded raw cabbage[1] and dressed most commonly with a vinaigrette salad dressing.“

Grob übersetzt, handelt es sich um einen Krautsalat. Wirklich geile Sache und geschmacklich passt es großartig zu einem Burger. Aber wie macht man das Zeug? So:

  1. Weisskraut in der Küchenmaschine oder per Hand in ganz dünne Streifen schneiden.
  2. Karotten in der Küchenmaschine oder per Hand in feine Streifen reiben.
  3. Zwiebel fein schneiden.
  4. Alles in einer Schüssel vermischen.
  5. Eine Mischung aus Buttermilch, Joghurt, Majonnaise, Zitronensaft, Salz/Pfeffer und Zucker als Marinade anrühren und drüberleeren.
  6. Alles gut vermischen und so lange wie möglich stehen lassen. Je länger, desto gut.

Somit hätten wir die Beilagen erledigt. Was fehlt, ist der Star des Menüs: der Burger. Hier habe ich mich in den letzten Jahren auf folgendes Rezept eingeschossen:

  1. Rinderfaschiertes
  2. Fein gehackte Zwiebeln, in etwas Olivenöl farbig angeröstet und erkaltet
  3. Salz/Pfeffer
  4. Fein gehackte frische Chili (oder aus der Mühle)
  5. Ein paar Spritzer Worcestershiresauce

Alles in einer Schüssel vermischen und am besten mit einer Burgerpresse zu gleich großen Patties formen. Das war’s! Der Rest ist dann nur mehr ein Kinderspiel. Vorausgesetzt, man hat brauchbare Burgerbrötchen besorgt oder gar selber gebacken. Nachdem ich sehr gerne koche, aber überhaupt kein Bäcker bin, habe ich mich auf die Suche nach passenden Brötchen gemacht und bin bei einem Bäcker bei mir um die Ecke fündig geworden. Dieser verkauft runde Laugenbrötchen, aus denen sich perfekte Burger basteln lassen. Auch beim Spar bekommt man diese leckeren, kleinen Dinger. Was brauchen wir also noch?

  1. Cocktailsauce (2 Teile Ketchup, 1 Teil Majonnaise, etwas Zitronensaft, etwas Worcestershiresauce, bisserl Cayennepfeffer, Salz/Pfeffer – alles in einer kleinen Schüssel verrühren)
  2. Englischen Senf. Oder Dijon.
  3. Ein Salatblatt pro Burger, am besten Lollo Rosso, der lässt sich super zurechtformen.
  4. Eine Scheibe einer Ochsenherztomate, ohne Strunk.
  5. 2 Scheiben frische Gurke. Und, ja, die Gurke muss da rein!
  6. Eine Scheibe einer roten Zwiebel, quer geschnitten.
  7. Eine dickere Scheibe Cheddarkäse.

Dann hätten wir alles, um unsere Burger zusammenzubauen!

  1. Laugenbrötchen (oder Alternative, nur nicht diese grauslichen Burger-Brötchen aus dem Supermarkt) halbieren und kurz ins heisse Backrohr geben.
  2. Burger in einer Pfanne anbraten
  3. Kurz vor dem Fertigwerden rausnehmen, Zwiebelscheibe oben draufgeben und darauf die Cheddarscheibe platzieren. Das Ganze dann für eine Minute ins Backrohr schieben, bis der Käse geschmolzen ist. In der Zwischenzeit
  4. Salatblatt hinlegen.
  5. Tomate aufs Salatblatt legen.
  6. Gurkenscheiben auf Tomate legen.
  7. Burgerbrötchen aus dem Backrohr nehmen, untere Hälfte mit Senf, obere Hälfte mit Cocktailsauce versehen.
  8. Burger aus dem Backrohr nehmen und auf die untere Hälfte legen.
  9. Darauf die Gemüse-Garnitur platzieren.
  10. Brötchendeckel drauflegen.

Unser Burger ist fertig! Dann noch Wedges auf den Teller und etwas Coleslaw und die Völlerei kann beginnen!

Wie auch immer euer perfekter Burger aussieht.. lasst euch von niemandem erzählen, dass eure Version nichts taugt oder ihre Burger besser sind. Erlaubt ist, was schmeckt.

Wenn ihr nach all den Vorbereitungen in euren fertigen Burger beisst und das Gefühl habt, einen wirklich verdammt guten Burger in den Händen zu halten, dann liegt das vielleicht einfach nur daran, dass er euch auch wirklich verdammt gut gelungen ist. Scheißegal, woher das Rezept stammt.

 

Ich bin meines Vaters Sohn.

Mein Dad stammt aus der Türkei. Ziemlich einzigartiger Typ, mittlerweile schon über 80 Jahre alt. Es gibt einige Dinge an ihm, die ich noch nie mochte. Einiges, das mich verwundert. Einiges, das ich ziemlich cool finde. Und dann gibt es Dinge, die ich schlicht und ergreifend nicht verstehe.

Als ich klein war, fand ich ihn ziemlich cool. Ich durfte tun und lassen, was ich will und dafür hielt er seine schützende Hand über mich, sodass mir keines meiner Geschwister ans Leder konnte, ohne Vergeltungsaktionen befürchten zu müssen. Mein Vater ist es auch, von dem ich mein Schandmaul habe. Doch, doch, ist wahr! Bereits als Kind beeindruckten mich seine Fäkalstürme, die er in unregelmäßigen Abständen von sich gab, zutiefst. Manchmal dauerten diese eine geschlagene Viertelstunde, ehe er wieder Luft holte. Die Frage, was ihn denn da so aufbrachte ist weniger relevant als die Tatsache, dass er es schaffte, in dieser Zeit keine einzige Beleidigung ein zweites mal auszusprechen. Sein Schimpwort-Arsenal war und ist ziemlich beeindruckend.

So kam es auch, dass eigentich nie wirklich Diskussionen bei uns daheim aufkamen, wie es in türkischen Familien, wenn Besuch da ist, so vorkommt. Die meisten wussten, dass gegen die geballte Argumentationskraft meines Vaters, notfalls auch unter Zuhilfenahme heftigster Kraftausdrücke, kein Kraut gewachsen war. Und diejenigen, die es dennoch versuchten, schlichen danach mit eingezogenem Schwanz von dannen und zogen es vor lange Zeit nicht aufzutauchen, wenn sie sich denn überhaupt jemals wieder bei uns blicken ließen.

Damals fand ich das echt verdammt klasse. Keiner machte meinen Dad dumm an.

Die Kehrseite dieser Medaille ist, dass der Freundes-/Bekanntenkreis meiner Eltern in den letzten 40 Jahren einen massiven Schwund aufweist. Letzten Endes kann nicht jeder mit dieser „My way or the highway“ Philosophie umgehen. Langjährige Freundschaften gingen auf diese Weise zu Bruch, was ich irgendwann zu bedauern begann, da ich einige dieser Bekannten eigentlich ganz gut leiden konnte. Aber sie hatten ihre Wahl getroffen. Damit waren sie für meinen Vater kein Thema mehr. Und wer sich einmal zur anderen Seite der Macht bekannte, für den gab es kein Zurück.

Das fand ich dann irgendwann ziemlich Scheiße.

Ich begann meinen Vater deswegen zu kritisieren. Weil er keine anderen Meinungen gelten lässt. Weil er nicht akzeptiert, dass freundschaftlicher Umgang nicht zwangsläufig bedeutet, dass man der gleichen Meinung sein muss. Er akzeptierte nicht, dass man sich darüber einig sein kann, sich uneinig zu sein. Die Tatsache, dass er letzten Endes keine Sekunde zögert, eine langjährige Bekanntschaft wegen eines nichtigen Grundes in die Wüste zu schicken, ließ mich einige Zeit lang verständnislos den Kopf schütteln.

Dann musste ich aber mal kurz überlegen. Und schlucken.

Keine Sekunde lang kam mir der Gedanke, dass ich ihm in all diesen Dingen so ähnlich sein könnte, dass es schon beinahe peinlich ist. Ich kritisiere Dinge an ihm, die ich selber haargenau auf die gleiche Art und Weise handhabe. Dir passt nicht, was ich sage? Dort ist die Tür. Plain and simple. Dass wir uns dabei vielleicht schon jahre- oder jahrzehntelang kennen, spielt für mich nicht die geringste Rolle. My way, or the highway.

Dass ich ihm so ähnlich bin, ohne dass mir das aufgefallen wäre, war echt eine Erkenntnis, die mich einige zeitlang ziemlich beschäftigt hat. Letzten Endes habe ich mich damit abgefunden, dass ich tatsächlich der Sohn meines Vaters bin. Nicht nur in dieser Hinsicht.

Wir werden älter und versuchen vieles anders als unsere Eltern zu machen. Mit dem Resultat, dass wir ihnen immer ähnlicher werden. Gebt euch also nicht der Hoffnung hin, dass ihr alles anders oder besser machen werdet.

Not. Going. To. Happen.

easyJet, my Ass!

Da schenkt man seiner Holden einen Rom Flug zum Geburtstag und was passiert beim Hinflug? Richtig. Verspätung. Nun, wir lassen uns das Wochenende nicht vermiesen, besorgen uns Drinks und machen uns eben am Gate die Birne weich, bis der Flug tatsächlich stattfindet. So weit, so gut.

Fast forward Rom. Viel erlebt, viel gegangen, viel gegessen, viel getrunken. Am Sonntag, den 13.9. finden wir uns erneut am Flughafen Fiumicino ein, um unseren Rückflug anzutreten. Das einzige Problem: erneut Verspätung! Dann wieder. Und wieder. Und nochmal. Bis sie den Flug um 23 Uhr schließlich canceln. Mit langen Gesichtern stornieren wir den angebotenen Rückflug am nächsten Tag, weil wir eher einen Latrinenboden mit den Zungen auflecken, als mit easyJet zurückzufliegen und beschließen, uns die Nacht am Flughafen um die Ohren zu schlagen. Letzten Endes landen wir im Hilton, ebenfalls am Flughafen, und knallen uns dort einfach in der Lobby auf eine Couch. Niemand nimmt von uns Notiz, wir sind allen egal.

Komplett erschlagen und unter schwerem Schlafentzug leidend fliegen wir am nächsten Morgen mit Airberlin nach Wien und sind froh, endlich wieder daheim zu sein.

Nun gibt es zwei Dinge, die mir seitdem durch die Birne gehen:

Numero 1:

easyJet weigert sich, den Rückflug zu vergüten. Sie meinen, ich hätte den Rückflug nicht storniert, sondern auf Dienstag, den 15.9. umgebucht. Macht ja auch total viel Sinn, nachdem wir uns einen Rückflug mit Airberlin gecheckt haben, den ursprünglichen Flug um 2 Tage zu verschieben. Als Entgegenkommen wurde mir eine Gutschrift für einen Rückflug aus Rom angeboten, sollte ich jemals wieder hinfliegen. Ähm.. nein, danke.

Davon abgesehen, weigert sich easyJet auch, die uns zustehende Vergütung von EUR 250,00 pro Ticket und Nase im Falle einer Flugannulierung zu bezahlen. Die Begründung: es handelte sich um „außergewöhnliche Umstände“. So wie ein Unwetter. Oder ein Erdbeben. Oder verfickte Aliens, die in Rom auf einen Café Latte vorbeischauen.

easyJet zahlt überhaupt nichts. Nun. Fuck’em! Wozu gibt es einen Rechtsschutz? Alles niedergeschrieben und an selbigen weitergeleitet. Sollen sich die mit diesen unfassbar stümperhaften, elendigen Arschlöchern einer Airline rumschlagen, die zu dumm oder unfähig sind, ihre Fluglogistik im Griff zu haben. Was ich damit sagen will ist:

Fliegt nicht mit easyJet! Die sind scheiße!

Aber wirklich beschäftigen tut mich

Numero 2:

Diese eine Nacht auf dem Flughafen und ohne Behausung hatte zur Folge, dass wir uns elendig fühlten. Müde, ausgelaugt, stinkend, mies drauf. Eine einzige Nacht. Am Montag darauf konnten wir wieder in unseren frisch bezogenen Bettchen schlafen und uns vorher noch ein paar Folgen House of Cards auf Netflix reinziehen.

Ich überlegte, wie es sich anfühlen muss, mehrere Tage unterwegs zu sein. Oder Wochen. Oder gar Monate. Mit Frau und Kind. Oder Kindern. In eine ungewisse Zukunft. Nur das Notwendigste bei sich zu haben und zu versuchen aus einem Land zu fliehen, wo sie dich umbringen werden nur um in einem fremden Land einzutreffen, wo dich keiner haben will. Auf einer Fähre zu versuchen nach Europa zu kommen und festzustellen, dass diese plötzlich untergeht. Eine Entscheidung treffen zu müssen, nämlich die, welches deiner beiden Kinder du im eiskalten Wasser loslässt um das andere zu retten. Nicht zu essen zu haben oder zu trinken. Komplett bei null angekommen zu sein.

Und plötzlich kam ich mir sehr klein vor. Und schämte mich. Ein gestrichener Flug. Boo-fuckin-Hoo! Eine Nacht am Flughafen. Wääähäääää!

Wir haben keinen blassen Schimmer, wie es sich anfühlt, alles zurückzulassen und um sein Leben zu rennen. Diese Menschen haben ein Recht auf unsere Hilfe und zwar für jede Sekunde, in der sie um ihre Leben fürchten mussten und müssen. Seit Wochen keine vernünftige Mahlzeit oder Unterkunft gehabt zu haben ist ein so unfassbar erschreckender Gedanke, dass wir uns damit nicht auseinandersetzen wollen. Und dann erreichen sie endlich ein Land, in dem sie sich sicher fühlen können und beschissene, hirnlose Halbaffen stehen mit Schilder da auf denen steht, dass sie nicht willkommen sind.

Wenn jemals jemand die Bezeichnung Hurenkind verdient hat, dann diese Typen. Ich wünsche ihnen allen, dass ihnen genau das widerfährt, was diese Menschen erdulden mussten. Und nebenbei wünsche ich ihnen auch noch Geschwüre auf ihren Arschlöchern.

Ich würde an dieser Stelle gerne sagen, dass die Menschheit einfach keinen Pfifferling wert ist, so wie ich es mir oft in der Vergangenheit gedacht habe. Aber das kann ich nicht. Das würde bedeuten, dass ich all die Menschen, die seit Wochen und Monaten mit anpacken und den ankommenden Flüchtlingen helfen, mit dieser blauen, debilen Brut in einen Topf werfe. Und das werde ich nicht.

Ich bin kein Buddhist, glaube aber ganz stark daran, dass Gutes im Leben zu einem zurückkommt. Genauso wie Schlechtes. Noch nie in meinem Leben gab es eine Zeit, in der ich mir mehr gewünscht hätte, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Karma is a bitch, ihr rechten Arschlöcher! Ihr werdet schon sehen…

Und bitte…

Willkommen auf meinem Blog. Hat die Welt auf meinen geistigen Müll gewartet? Nein. Macht mir das etwas aus? Nein. Es tut sich so viel in meiner Birne, dass ich mir einfach mal das Recht nehme, darüber zu schreiben. Warum auch nicht? Bevor ich einem Seelenklempner mein sauer verdientes Geld in den Rachen stopfe, nutze ich die therapeutische Kraft des Schreibens, um wieder klar im Kopf zu werden. Oder es zumindest zu versuchen.

Was auch immer ich hier von mir gebe – nehmt es nicht allzu ernst und vor allem reduziert mich nicht darauf. Ja, ich neige zu Kraftausdrücken und mir ist keine Schublade zu tief. Warum? Weil ich kann!

Ich freue mich, wenn der eine oder andere irrtümlich auf meinem Blog landet und seine Gedanken zu meinen Gedanken hinterlässt.

Letzten Endes wird es nicht viel mehr sein als Worte, die wir auf dieser Welt zurücklassen…