Der Typ hängt an den Armen von einer Kette. Ein fetter, indischer Polizist hängt ihm Stromkabel an die Zehen und betätigt einen Schalter. Es machtz „BRRRZZTT! BZZZZTRT!“, der Schwachkopf an der Kette biegt sich durch und ich lächle dankbar. Der Film verspricht nett zu werden. Ich drücke mich in meinem Kinosessel und greife mir eine Handvoll Popcorn und stopfe sie mir in den Mund.
Vor mir sitzten ein paar Schwachköpfe, denen die Szene scheinbar auch gefällt. Einer von den hirnlosen Wichsern beginnt zu gackern und kriegt sich überhaupt nicht mehr ein. Ich runzle die Stirn und zermahle ungepoppte Maiskörner zwischen meinen Backenzähnen. Rasierklingen schweben über die Leinwand.
Es gibt einen guten Grund, warum ich fast ausschließlich nachmittags ins Kino gehe. Die ganzen abgefuckten Jugendlichen und deren arschgesichtige Freundinnen halten es für überaus uncool sich um diese Uhrzeit einen Film reinzuknallen. Dennoch haben es diese Mißgeburten da in den gleichen Saal wie ich geschafft. Ich spüre, wie sich meine Augenbrauen zusammenschieben und wie angekleistert in dieser Position verharren. Der Scheißkerl sollte echt das Maul halten. Ich meine, echt. Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Wichser, die im Kino ihr Maul nicht halten können. Da zucke ich echt aus. Ohne Scheiß. Ich meine, ich zucke so schon oft aus, aber im Kino kann ich echt ungemütlich werden. Ich kann mich gar nicht mehr auf den Film konzentrieren, das Hurenkind hält seine Schnauze nicht. Erzählt der Tussi neben sich, was er gestern Abend getrieben hat.
Tu das nicht. Sei still.
Die Alte neben ihm kichert. Der Typ beginnt erneut zu gackern. Meine Blicke wandern von der Leinwand zum Hinterkopf des Idioten und retour. Ich will mir den Film ansehen. Ich will echt. Er kann einfach sein Maul nicht halten. Die Alte kichert. Er gackert. Popcorn fliegt durch die Luft. Jemand hinter mir zischt. Ein Handy läutet. Jemand seufzt laut. Auf der Leinwand werden dem Typen die Stromkabeln von den Zehen gezogen, er spuckt Blut. Ich freue mich. Der Typ steht auf und klopft sich Popcorn von der Hose. Er gackert. Die Alte kichert. Seine Freunde lachen.
Ich. Verliere. Den. Verstand.
Innerhalb einer Sekunde springe ich ihn mittels Hechtrolle von hinten an und hänge mich an seinen Rücken wie ein Monchichi Äffchen. Er beginnt zu quietschen und zu kreischen. Seine Freundein macht Yaaaayyy! Yaaaaayy! Ich springe von seinem Rücken, packe seinen Haarschopf mit den rechten Hand und donnere seine unnötige Visage gegen die Sitzreihe vor ihm. Mit jedem Schlag hört sich das dadurch verursachte Geräusch matschiger an. Als ich mir sicher bin, dass ich seine widerliche Drecksfresse in Kartoffelpürree verwandelt habe, stoße ich ihn mit dem Bauch auf die Stiegen. Einige Leute haben den Saal kreischend verlassen, andere stehen auf den Sitzen und klatschen johlend Beifall.
Du Arschloch! Ich hab’s dir gesagt!
Ich fasse in meine Hosentasche, ziehe mein Geldbörserl hervor, öffne es und entnehme meine Kreditkarte.
Du Wichser! Konntest einfach nicht die Schnauze halten, oder?
Der Typ stöhnt und spuckt blubbernd Blut aus. Ich packe erneut seinen fettigen, schwarzen Haarschopf und biege seinen Kopf so weit ich kann nach hinten. Er beginnt zu brüllen.
Du Hurenkind! Das hast du jetzt davon!
Mit der linken Hand säble ich mit der scharfen Kante meiner Kreditkarte in die Haut unter seinem Haaransatz. Mit einem schmatzenden Geräusch klafft ein Schlitz auf und sein Skalp löst sich, scharf Luft einsaugend, von seiner beschissenen Schädeldecke. Erstaunlich, wie wenig Blut fließt. Ich säbel ein paar mal hin und her, bis ich mir sicher bin, dass kein plastischer Chirurg diese Sauerei wieder hinbekommen kann, ziehe ein letztes mal ruckartig am Skalp, wodurch die Haut an den Seiten grausam einreisst und stehe schließlich auf. Der Typ ist erledigt.
Als ich mich umdrehe, steht seine Alte da und sieht mich mit großen Augen an. Ihr offener Mund sieht aus wie ein geweitetes Arschloch nach Analsex. Ich zeige mit der blutigen Kreditkarte auf sie und lache sie minutenlang aus.
Sie findet es nicht witzig.
Schlecht gelaunt verlasse ich das Kino. Was für eine himmelschreiende Scheiße! Erst diese Schwachköpfe und dann entpuppt sich der Film auch noch als miese „Alles wird gut“-Scheiße. Wie um alles in der Welt konnte dieser Dreck soviele Oscars einfahren? Kopfschüttelnd gehe ich die Straße entlang und fasse den Entschluß, mir daheim noch eine DVD reinzuknallen. Irgendwas, was mich beruhigt. Auf andere Gedanken bringt. Mich wieder runterkommen lässt. Eine Doku über John Wayne Gacy zum Beispiel. Oder den zweiten Weltkrieg. Oder das Abschlachten von süßen, felligen, kleinen Seerobbenbabies für die Pelzindustrie. Genau die richtige Wahl!
Mit einem sehnsüchtigen Lächeln im Gesicht beschleunige ich meine Schritte und vergesse den Kinonachmittag schnell wieder.
Mein Abendprogramm wird mich dafür entschädigen. Davon bin ich überzeugt.