Milch, Brot, eine Flasch Stolichnaya, Katzenfutter und Katzensand. Ich werfe einen letzten Blick auf meinen Einkaufszettel um mich zu vergewissern, dass ich auch alles habe, ehe ich mich an einer der langen Schlangen an der Kasse einreihe und kurz davor stehe, meine Hirntätigkeit auf Halbmast zu fahren, damit ich diese scheißöde Warterei ohne Dachschaden überstehe.
An der Kassa stehen die üblichen Arschgesichter. Sandler, die nach 15 Stunden ununterbrochener Schnorrerei endlich genügen Cent zusammengeschnorrt haben, um sich einen Tetrapack „Roter Musketier“ zu gönnen, genauso wie pensionierte Volksopernsängerinnen im Nerzmantel, die mit hochgesteckter Scheißfrisur schnaubend darauf warten, ihr Glas Kaviar, ihren Lachs und eine Flasche Champagner bezahlen zu können, damit sie aus diesem Scheißladen rauskommen.
Eine dieser Ausgeburten der Hölle steht in der Reihe vor mir und tippt mit ihrem roten Zeigefingernagel gegen den Einkaufswagen. Das Geräusch erinnert mich an ausgebrochene Zähne in einem Einmachglas. Sie hat scheinbar vor, den Rekord im Tippen gegen Zahneinmachgläser zu brechen und erhöht sogar das Tempo, als eine Kassa ausfällt, weil die gehirnamputierte Kassadame einfach zu blöd ist, eine neue Papierrolle einzulegen. Einen Raunen geht durch die Menge und die alte Schnepfe tippt weiter. Ich stehe kurz davor einem Herzkreislaufkranzgefäßkat
arrh zu erliegen.
„Könnten sie das bitte lassen?“
Die Alte dreht sich mit erstauntem Blick nach mir um, so wie einige andere wartende Kunden, mustert mich von oben bis unten, ehe sie sich wortlos umdreht.
Ich weiß so sicher wie ich hier stehe, dass sie gleich weitertippen wird. Nur um mich zu ärgern. Um mir zu zeigen, dass ich kleiner Scheißer schon früher aufstehen muss, um sie davon abzuhalten mich mit ihren 100 Euro-manikürten Fingernägeln um den Verstand zu bringen. Wehe, sie macht weiter. Wenn ich auch nur einen einzigen Tippser höre, packe ich ihren Schopf, reisse ihr Haar nach hinten und verbeisse mich in ihrem Hals. Ich durchtrenne mit meinen Zähnen Haut, Sehnen und Muskeln und verbeisse mich in ihrer gottverdammte Speiseröhre, bis ich den Knorpel durch habe. Dann lasse ich sie zu Boden gleiten, spucke ihr die Überreste ihres Halses in ihre widerliche Visage und lache sie aus.
Sie beginnt mit den Nägel gegen ihren Einkaufswagen zu tippen. Seufzend schließe ich meine Augen und kämpfe gegen das herannahende Kopfweh an. Plötzlich kommt Bewegung in die Menge. Die Dumpfbacke an der Kassa hat die Papierrolle eingelegt und eine weitere Kassa wurde eröffnet.
Ich beschließe, die Alte nicht zu massakrieren. Stattdessen wechsle ich geschwind und behende wie ein Wiesel die Spur und reihe mich als erster an der neuen Kassa ein. Ein letzter Blick zurück… du kommst schon noch in meine Gasse.
Ich krieg‘ dich schon noch irgendwann.
Ich krieg‘ euch alle!