„Füße weg!“
Ich stehe neben dem Sitz in der Straßenbahn wo dieser Wichser – er mag 15 oder 16 sein – seine Füße auf den einzig freien Sitzplatz gelegt hat und mich einfach ignoriert. Ich starre ihn böse an und versuche es erneut.
„He! Füße weg!“
Er sieht mich kurz an, ehe er mit seiner debilen Fresse erneut aus den regennassen Scheiben glotzt, an der die graue Welt im Schneckentempo vorbeikriecht. Seine Füße, er trägt neue Vans, bleiben jedoch auf dem Sitzplatz.
Ich bin echt verblüfft, dass er mich dermaßen ignoriert. Aus den Ohrhörern, die in seinen dummen, sechzehnjägrigen Ohren stecken ertönt ein leises „Un-tz, un-tz, un-tz“ und allein deswegen möchte ich ihm schon seine pickelige Haut abziehen. Ich versuche es erneut. Um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, stupse ich ihn mit dem Zeigefinger an.
„Weg! Mit! Den! Scheiß! Füßen!“
Er runzelt die Stirn und wirft mir einen dreckigen Blick zu. Die Füße bleiben natürlich, wo sie sind. Ich überlege, ob ich auf seine Knie springen soll. Ich würde sie ihm beim Gelenk brechen und nach hinten klappen. Während er kreischend um Hilfe schreit, würde ich seine Füße packen, daran schütteln und rütteln und mich am knirschenden Geräusch erfreuen, das seine verwüsteten Knochen und Gelenke von sich geben. Kurz bevor er das Bewußtsein verliert, würde ich ihm lachend ins Gesicht spucken. Bei dem Gedanken huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Schöner Gedanke. Verdient hätte er es auf jeden Fall.
Schließlich drehe ich mich um und beschließe, ihn heute noch einmal davonkommen zu lassen.
Ich vertraue da meiner Intuition.
Alles zu seiner Zeit.