„Schausu mein Freundin an?“
Ich bin in einer vollgepackten Disko. Echt zum bersten gefüllt. Keine Ahnung, wie ich hierher geraten bin. Eine Minute knalle ich mir noch massenhaft Vodkashots in einer leeren Spelunke ins Gesicht und plötzlich befinde ich mich in diesem Alptraum aus pubertierenden Scheißvisagen und solariumgebräunten, schwachköpfigen, blonden, kurzhaarigen Schulabbrechern mit Tribaltattoos auf ihren Unterarmen und jeder Menge Metall in ihren Arschgesichtern.
Die Musik donnert aus den Lautsprechern und ich bin mir nicht sicher, ob ich den Wichser richtig verstanden habe. Also beuge ich mich stirnrunzelnd zu ihm rüber und deute ihm mit meinem ausgestreckten Zeigefinger, das auf auf mein Ohr zeigt, er möge da hineinsprechen.
Er zeigt auf eine fettärschige Tussi mit zentimeterdicker Pampe in ihrer hässlichen Drecksvisage. Speckrollen hängen aus ihrer viel zu engen Plagiats-Jeanshose von Versace und über ihrem rosa String, der sich hart durch ihre Arschritze frisst, schimmert ein Arschgeweih von der Größe eines Hubschrauberlandeplatzes.
„Du hass mein Freundin angeschaut.“
Ich werfe erneut einen Blick auf seine Freundin und erbreche ein wenig in meinen Mund. Nachdem ich meinen Mageninhalt wieder heruntergeschluckt habe, schüttle ich wortlos meinen Kopf und drehe mich weg um den Schwachkopf und seine Mißgeburt von Freundin wieder zu vergessen. Seine schweissnasse Hand legt sich auf meine Schulter.
„He! He! Wo gestu? Bleib da..“
Da sind sie wieder, die Rasierklingen. Fliegen durch meine Schädeldecke und bilden wunderschöne, das Stroboskoplicht reflektierende, Muster über meinem Kopf. Ich drehe mich um und sehe dem Arschloch ins Gesicht. Er ist scheinbar nicht von hier, seine ganze Person schreit nach Balkan. Ist mir aber auch scheißegal, selbst wenn er ein blauäugiger, blonder Arierbengel wäre, würde ich den Hurensohn hassen. Er labert mich voll und gestikuliert erneut in Richtung seiner fettärschigen Freundin, die mir nur kurz einen gelangweilten Blick zuwirft.
Die Rasierklingen beginnen sich im Kreis über meinem Kopf zu drehen.
Er verlangt, dass ich mich bei ihr entschuldige.
Die Rasierklingen tanzen auf und ab.
Er verlangt, dass ich ihr für meine unfassbare Frechheit einen Drink bezahlen muss.
Die Rasierklingen drehen sich so schnell, dass das Licht, das sie reflektieren, eine Art Heiligenschein über meinem Kopf erzeugt.
Er verlangt, dass ich mal langsam in die Gänge kommen soll. Das alles verlangt er natürlich in perfekt gebrochenem Deutsch. Um seinen Forderungen Ausdruck zu verleihen, grinst er mich an und hebt das Glas Caipirinha an seinen Mund um einen Schluck zu nehmen. Es ist ein langes Coktailglas, in dem zerstoßenes Eis klimpert. Ich sehe den braunen Zucker darin und als er das Glas kippt, lächle ich ihn dankbar an.
Die Rasierklingen bleiben abrupt stehen. Der Heiligenschein verschwindet.
Im Bruchteil einer Sekunde schießt meine rechte Hand hervor und knallt mit dem Ballen auf den Boden des Glases, das sofort zerbirst. Knirschend bohren sich Glassplitter in seine Zunge und seine Wangen. Ich spüre, wie die Scherben über sein Zahnfleisch scheuern und ein verheerendes, blutiges Chaos anrichten. Eine rosa Wolke ausprustend macht der Schwachkopf einen Schritt retour. Ich packe ihn jedoch gleich, ziehe ihn zu mir her, schnappe mir eine leere Bierflasche von der Bar, drücke den Idioten am Hinterkopf hinunter und donnere ihm den Boden der Bierflasche senkrecht nach oben solange in seine widerliche Drecksvisage, bis mir dickflüssiger, roter Brei den Handrücken hinabrinnt. Lachend lasse ich daraufhin seinen Haarschopf los und wiege die Flasche in der Hand. Ich hätte nicht schlecht Lust, sie seiner Freundin in den Rachen zu stopfen. Die wackelt aber immer noch gelangweilt mit ihrem fetten Arsch und nimmt keine Notiz von uns.
Als ich die Bar verlasse, strömt mir kalte Luft entgegen. Gierig sauge ich sie ein, stecke die Hände in meine Jackentaschen und mache mich auf den Weg heim. Zu Fuß. Der Drink für die Schnalle und die Flasche Vodka plus vier Dosen Red Bull für ihren hirnlosen Wichserfreund haben ein Vermögen gekostet. Dadurch verbleiben mir noch satte € 2,80 in der Hosentasche. Zu wenig fürs Taxi.
Während ich durch frühen Morgenstunden schlendere und mir eine geistige Notiz mache, derartige Etablissements nie wieder aufzusuchen, beginnen die Vögel schlaftrunken zu zwitschern. Scheißviecher. Irgendwann werde ich sie alle abmurksen!
Ich lege einen Zahn zu und sehe, dass ich heim komme.